Die Grundsteinlegung für die "Neue Burg zu Hohenschwangau" erfolgte am 5. September 1869 im Beisein von Hofsekretär Düfflipp, Hofbaurat Riedel, Quartiermeister Bütter und Bauführer Herold. Ludwig II. war nicht anwesend. Bereits seit 1868 hatte man die Fahrstraße planiert, eine Wasserversorgung eingerichtet, die Reste der Burgen Vorder- und Hinterhohenschwangau abgetragen, sowie den Felsen um mehrere Meter abgesprengt um das geeignete Plateau für den Neubau zu schaffen.
König Ludwig II. ließ sich zuerst den Torbau fertigstellen. In diesem wurde 1873 die erste Königswohnung im Schloss eingerichtet. Bestehend aus einem zentral gelegenem Wohn- und Arbeitszimmer, daneben ein kleines Schlafzimmer für Ludwig und auf der anderen Seite ein Dienerzimmer. Diese Wohnung befand sich im 2. Stock des Torbaus und war nur über das Dach zu erreichen.
Wer schon einmal eines der Schlösser Ludwigs II. besichtigt hat, weiß dass seine Privaträume nicht gerade puristisch oder spärlich eingerichtet wurden. So auch die Torbauwohnung, obwohl sie nur als Übergangslösung dienen sollte. Die eigentliche Königswohnung ließ sich König Ludwig II. ab 1881/82 im Palas, dem Hauptgebäude einrichten.
Das Wohn- und Arbeitszimmer im Torbau ist mit einem wunderschönen 360°-Wandgemälde versehen worden. Es zeigt das Leben eines Garzun, also eines Knappen. Von seiner Jugend bis ins Alter. Vier großflächige Gemälde, angelehnt an die Jahreszeiten. Seine Kindheit im Frühling - Alter und Tod im Herbst und Winter. Die Künstler waren Wilhelm Hauschild und Eduard Schwoiser, nach einem Bildprogramm des Münchener Gelehrten Hyazinth Holland.
Die schweren Eichenmöbel sind mit aufwendigen Schnitzereien, die Öfen mit grünen Kacheln verziert. Das Schlafzimmer des Königs ist sehr spartanisch eingerichtet worden. Mit einem schmalen Bett und einem Nachtkästchen. Die Wände dort ziert einfache Schablonenmalerei.
Vom Balkon aus konnte der König die Bauarbeiten beobachten und sich im dahinter gelegenem Arbeits- und Wohnzimmer von den Bauführern und Architekten neue Pläne, Skizzen und Zeichnungen vorlegen lassen.
Einer dieser Bauführer war Heinrich Herold, der sich am 23. April 1875 laut der Dorfchronik durch einen Schuss "Ins Herz" angeblich das Leben nahm. Diese historische Begebenheit ist der Ausgangspunkt für meinen Neuschwanstein-Thriller.
Die Räume des Torbaus mit der Originaleinrichtung existieren noch heute, allerdings können sie nicht besichtigt werden.
Geht man durch das Schlosstor, entdeckt man gleich links in der Durchfahrt eine kleine Türe mit einem Fenster oder Guckloch. Im Bogen darüber steht in Stein gemeisselt:
"Bei Tag und bei Nacht Die Treue stets wacht". Hier war zu Ludwigs Zeit die Stube der Wachmannschaft.
Geht man nach der Durchfahrt im unteren Hof nach links, findet man noch zwei weitere Türen im Erdgeschoss des Torbaus.
Die eine führte zum südlichen Treppenturm (mit Aufgang zum Dach und somit zur Königswohnung) und in die kleine Wohnung des Schlossdieners bzw. Kastellans. Über dieser Türe prangt im Granit ein Freimaurer-Stern. Gleich um die Ecke befindet sich der Abgang zum Keller, der zum Teil in den Felsen gebaut wurde. Quasi ein Felsennest...
Wendet man sich nach der Tordurchfahrt nach rechts, gelangte man damals zur Remise und den Stallungen. Diese existieren nur noch zum Teil und sind als solche kaum mehr zu Erkennen.
Im Jahr 1829 unternahm Kronprinz Maximilian von Bayern eine sogenannte Kavaliersreise entlang den bayerischen Alpen. Begleitet wurde er u.a. von seinem jüngeren Bruder Otto, dem späteren König von Griechenland.
Dabei entdeckten sie die zerfallene Burg Schwanstein in Hohenschwangau.
Nach 3-jähriger Verhandlung kaufte er es dem Topographen Sommer für 25 000 Gulden ab.
Domenico Quaglio wurde 1832 mit den Renovierungs-und Umbauarbeiten beauftragt. Dieser starb aber 1837 kurz vor Vollendung der Arbeiten an einem Herzinfarkt.
Als Kronprinz Max 1848 den bayerischen Thron bestieg wurde die Schlossanlage für die Hofhaltung zu klein. Deswegen musste man die Burg nochmals erweitern.
Das Schloss wurde bis 1854 um den Kavaliers- und Prinzenbau erweitert. Dort befanden sich dann neben der Küche, auch die Zimmer für die Prinzen Ludwig und Otto, sowie Räume für Offiziere und Gäste.
Im Hauptgebäude waren von jeher die Gemächer von König Max II. und seiner Frau Königin Marie eingerichtet. Nach dem Tod von König Max II. 1864, zog sein Sohn König Ludwig II. aus dem Prinzenbau in die Gemächer seines Vaters im 2. Stock. Ludwig stimmte der Bitte seiner Mutter zu, dass sie ihr Appartement im 1. Stock weiterhin als Witwensitz nutzen durfte.
Um 1875 wohnten ca. 80 Personen dauerhaft im Schloss Hohenschwangau und dessen Wirtschaftsgebäuden. Kam allerdings König Ludwig II. dorthin, reisten etwa 140 Personen in seinem Gefolge und mussten untergebracht werden.
Die Ortschaft Hohenschwangau zählte zu dieser Zeit ca. 220 Einwohner. Bei Ankunft des Königs verdoppelte sich die Einwohnerzahl in Hohenschwangau also beinahe.
Rechtes Foto:
Am hintersten Ende des Kavaliersbaus (der längliche Teil des Schlosses) war die Wohnung des Kastellans untergebracht.
Im Vordergrund sieht man links das Gasthaus Alpenrose. Wenn die Räume im Schloss belegt waren, wohnten darin oftmals die Bediensteten. Das Gebäude daneben mit dem runden Dach ist das Hippodrom zum Bewegen der Pferde.
Linkes Foto:
Ansicht von Ort und Schloss Hohenschwangau vom Aussichtspunkt "Jugend" aus. Links der Alpsee. Rechts der Schwansee mit der Parkanlage im Stil eines englischen Gartens, angelegt von Carl von Effner. Dort gab es auch eine Reitbahn für die Königsfamilie.
Auf dieser historischen Postkarte um 1900 sieht man im Vordergrund das Jägerhaus, dahinter das Schlosshotel Lisl und rechts davon das Förster-Thoma-Haus. Dieses liegt genau an der Kurve der Schlossstraße nach Neuschwanstein. Darin wohnte bis zu seinem Tod am 23. April 1875 der Bauführer des königlichen Burgbaus, Heinrich Herold. Das Förster-Thoma-Haus wurde 2017 abgerissen.
Am 29. Oktober 1842 kamen der damalige Kronprinz Maximilian, der spätere König Max II., und seine frisch angetraute Gemahlin Kronprinzessin Marie zum ersten Mal nach Hohenschwangau. Dort verbrachten sie ihre Flitterwochen. Marie zu Ehren ließ Maximilian einen Reitsteg über die Pöllatschlucht bauen. Am 17. Dezember 1842 wurde dieser eingeweiht.
1850 stürzte die hölzerne Konstruktion in die Schlucht. Im selben Jahr entstand eine zweite Brücke. Diese war wieder aus Holz hergestellt.
Eines Tages wollte Königin Marie über die Brücke zum Tegelberg wandern, im Glauben diese sei schon fertig.
Jedoch lagen lediglich zwei schmale Bretter auf der Unterkonstruktion. Außerdem fehlte noch das Geländer. Die schwindelfreie Königin betrat furchtlos das Provisorium. Sofort eilte ihr der Zimmermeister Fichtel entgegen um sie aufzuhalten. Doch Marie bat Fichtel ihr seine Hand zu reichen um sie und ihre Hofdamen auf die andere Seite zu geleiten. Gesagt, getan.
1866 wurde die baufällige Holzbrücke abgebrochen. Im Auftrag von König Ludwig II. baute die Firma Kramer-Klett eine filigrane Eisen-Konstruktion. Diese wurde mit Verankerungen von beiden Seiten im Felsen befestigt, ohne weitere Stützen.
Die heutige Brücke wurde 1978 neu gebaut. Nur die historischen Geländer konnten wiederverwendet werden.
Die Brücke überspannt die Schlucht in etwa 90 Metern Höhe.
Der Füssener Kalvarienberg entstand von 1837-1852 auf Initiative des Füssener Stadtpfarrers Johann Baptist Graf.
Der Einstieg liegt in Füssen bei der Kirche "Liebe Frau am Berg", ganz in der Nähe der alten Lechbrücke (Theresienbrücke).
Die 14 Kreuzwegstationen erstrecken sich malerisch durch den Wald bis ganz oben zur Aussichtsplattform.
Etwa auf halbem Weg befindet sich eine große Lichtung, die regelmäßig für Gottesdienste genutzt wird. Dort entstand zwischen 1840- 1842 die Marienkapelle. mit einer überlebensgroßen Marienstatue.
Hat man dann die Aussichtsplattform mit der Kreuzigungsgruppe erreicht, bietet sich einem ein herrlicher Blick auf die Stadt Füssen, den Schwanseepark und die Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau.
Vom Schwanseepark aus kann man über einen Waldweg den Kalvarienberg ebenfalls besteigen.
Auch die königlichen Hoheiten besuchten regelmäßig den Kalvarienberg mit seinen Kreuzwegstationen. König Ludwig II. von Bayern nahm zum letzten Mal an der Karfreitagsprozession zum Kalvarienberg am 23. April 1886 teil. Etwa zwei Monate vor seinem bislang ungeklärten Tod im Starnberger See.